40 Jahre Kammerorchester Dieter Sauer
Die Gründung des Ensembles unter dem ursprünglichen Namen „Pfaffenhofener Kammerorchester“ im Jahr 1970 erfolgte fast zwangsläufig aus dem Umstand, dass Dieter Sauers Mitgliedschaft im Münchner Bach-Orchester, dem er bereits seit seinen Studienjahren an der Münchner Musikhochschule als festes Mitglied angehörte, mit seiner beruflichen Tätigkeit am Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen nicht mehr zu vereinbaren war. Schweren Herzens hatte er Karl Richter bitten müssen, ihn nicht mehr zu Konzerten einzuladen und suchte deshalb nach einem „Ersatz“ für das verloren gegangene Musizieren im Orchester. Sein Ziel war es, zusammen mit in Pfaffenhofen und Umgebung lebenden Musikern ein Streichorchester zu gründen, das in der Lage sein sollte, sich aufgrund regelmäßiger Probenarbeit möglichst bald auch bei öffentlichen Veranstaltungen als leistungsfähiges Ensemble zu präsentieren.
Der glückliche Umstand, dass neben den Musikerzieher-Kollegen am Schyren-Gymnasium vor allem der damals noch in Schrobenhausen ansässige Cellist Horst Geier und der in Pfaffenhofen lebende Kontrabassist Werner Jann – beide sind bis zum heutigen Tag feste Mitglieder des Orchesters - zur Verfügung standen und seine Idee mit Begeisterung mittrugen, ermutigte ihn zum sofortigen Beginn mit intensiver Probenarbeit. Dabei waren die eigene Familie Dieter Sauers und in der weiteren Entwicklung auch die gesamte Familie Geier wertvolle Stützen des Ensembles. Darüber hinaus saßen bereits in der Anfangsformation einige Schüler des Schyren-Gymnasiums, die Dieter Sauer seit seinem Antritt als Musikerzieher im September 1965 als Geiger bzw. als Bratscher ausbildete. Auf dieses „Reservoire“ des Gymnasiums konnte er im Laufe der Jahre immer wieder zurückgreifen und auf diese Weise talentierten Streichern über die Schule hinaus die Möglichkeit zu anspruchsvollem Musizieren im Orchester bieten. Ein erheblicher Teil von ihnen schlug später selbst eine musikalische Laufbahn ein.
Von großer Bedeutung für die qualitative Weiterentwicklung des Orchesters war die Berufung Dieter Sauers zum Lehrbeauftragten für Violine an die Münchner Musikhochschule im Jahr 1980. Damit ergaben sich ganz neue Verbindungen zu jungen Leuten, die sich für die Mitwirkung in seinem Orchester begeistern ließen - in erster Linie natürlich Studierende aus seiner Klasse. Die derzeitigen Mitglieder des Orchesters sind zu einem erheblichen Teil Absolventen und Studierende der Musikhochschulen München und Würzburg. Bei vielen Veranstaltungen hat sich im Übrigen die hervorragende Zusammenarbeit mit Bläsern aus Münchner Sinfonieorchestern bewährt.
Das Programm des ersten Konzerts am 24. Oktober 1970 im Pfaffenhofener Rathaussaal enthielt Orchesterwerke von Pachelbel, Vivaldi, Bach und Mozart und entsprach damit dem gemeinsamen Ziel, zunächst einige der gängigen Werke für Streichorchester einzustudieren und in öffentlichen Veranstaltungen darzubieten. Möglichst bald wollte man sich aber auch mit moderner Orchesterliteratur beschäftigen. Als aber erstmals im Jahr 1972 eine Einladung zu einem Geistlichen Konzert mit Chor und Solisten in der Klosterkirche Weltenburg efolgte, das in der Regensburger Presse ein hervorragendes Echo fand und sowohl in Weltenburg als auch an anderen Orten zu vielen weiteren Auftritten mit ähnlichen Programmen führte, ergab sich mehr und mehr eine gewisse Spezialisierung auf Oratorien, Kantaten, Orchestermessen und ähnliche Gattungen.
Im Repertoire des Orchesters fehlt inzwischen kaum eines der bedeutenden Oratorien oder eine der bekannten Orchestermessen. In diesem Herbst standen bzw. stehen beispielsweise neben einer Messe des weithin unbekannten Barockmeisters Johann Melchior Gletle die Cäcilien-Messe von Gounod, die mit der c-moll-Messe identische Kantate Davide penitente von Mozart (in Verbindung mit der berühmten Sinfonie in g-moll), die Nelson-Messe und das Te Deum von Haydn und das Weihnachtsoratorium von Saint-Saëns auf dem Programm. Aufführungsorte sind neben München und Augsburg Aichach und die Wallfahrtskirche Bergen (Baring) bei Neuburg a.d. Donau. Die rege Konzerttätigkeit des Orchesters im süddeutschen Raum wurde im Laufe der Jahre immer wieder durch mehrfache Auftritte in Italien und Frankreich und im Rahmen der Europäischen Wochen Passau durch ein Konzert in Tschechien ergänzt.
Unter den reinen Orchesterkonzerten (u.a. mit den Symphonien Nr.1 und Nr. 5 von Beethoven) ragen als Veranstaltungen mit besonderem Erlebnischarakter für die Orchestermitglieder die Uraufführung der Sinfonie für Sopran und Streichorchester von Franz Hummel (Komponist des Ludwig II – Musicals) mit der Solistin Eva Csapo im Jahr 1988 - das Programm enthielt damals zusätzlich die Große Fuge von Beethoven und die Verklärte Nacht von Schönberg - und eine konzertante Aufführung der Musik zu „Star Wars“ am 1. Januar 2000 heraus. In besonderer Erinnerung blieb auch das Konzert des Kammerorchesters zu seinem 30-jährigen Jubiläum im Rathaussaal der Stadt Pfaffenhofen.